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Tief bewegt bin ich am Geburtsort meines großen Vorgängers, des Dieners Gottes Johannes Paul II., in der Stadt seiner Kindheit und seiner Jugend, eingetroffen. Wadowice durfte auf dem Pilgerweg, den ich – seinen Spuren folgend – auf polnischem Boden begehe, nicht fehlen. Ich wollte gerade hier in Wadowice Halt machen, an jenen Stätten, an denen sein Glaube erweckt wurde und heranreifte, um zusammen mit euch dafür zu beten, dass er bald zur Ehre der Altäre erhoben wird.
Der große deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe sagte: "Wer den Dichter will verstehen, muss ins Land des Dichters gehen." Um das Leben und den Dienst von Johannes Paul II. zu verstehen, ist es somit notwendig, in seine Geburtsstadt zu kommen. Er bekannte, dass hier in Wadowice "alles seinen Anfang genommen hat: das Leben, die Schule, die Studien, das Theater,.... und das Priestertum" (Ansprache in Wadowice am 16. Juni 1999).
In Erinnerung an diese Ereignisse bezog sich Johannes Paul II. oft auf ein konkretes Zeichen: das Zeichen des Taufsteins in der Kirche von Wadowice, den er besonders verhehrte. Während seiner ersten Pilgerreise nach Polen im Jahr 1979 bekannte er: "An diesem Taufstein wurde mir am 20. Juni 1920 die Gnade erwiesen, Sohn Gottes zu werden und den Glauben an meinen Erlöser zu empfangen; und ich wurde in die Gemeinschaft seiner Kirche aufgenommen. Diesen Taufstein habe ich schon einmal feierlich im Jahr der tausendjährigen Taufe Polens geküsst, als ich Erzbischof von Krakau war. Danach tat ich das ein weiteres Mal (…) am fünfzigsten Jahrestag meiner Taufe, als ich Kardinal war; und heute bin ich als der Nachfolger Petri aus Rom hierher gekommen und habe diesen Taufstein zum dritten Mal geküsst" (Ansprache in Wadowice am 7. Juni 1979). Es scheint, dass in diesen Worten Johannes Pauls II. der Schlüssel für das Verständnis seiner Glaubenstreue, der Radikalität seines christlichen Lebens sowie seiner Sehnsucht nach Heiligkeit liegt, die ihn immerzu auszeichnete. Hier zeigt sich das tiefe Bewusstsein für die Gnade und die unentgeltliche Liebe Gottes für den Menschen, der den Täufling durch die Reinigung mit dem Wasser und die Ausgießung des Heiligen Geistes in die Vielzahl seiner durch das Blut Christi erlösten Söhne einführt. Da ist aber auch das Bewusstsein, dass die rechtfertigende Taufe ein Aufruf dazu ist, sich um jene Gerechtigkeit zu kümmern, die aus dem Glauben hervorgeht. Das ganz gewöhnliche Programm eines wahrhaft christlichen Lebens lässt sich in der Treue zu den heiligen Taufversprechen zusammenfassen. Das Losungswort dieser unserer Pilgerreise, "Bleibt fest im Glauben", findet hierin seine konkrete Gestalt. Sie könnte mit der Ermahnung ausgedrückt werden: "Bleibt fest in der Befolgung der Taufversprechen." Zeuge einer solchen Treue ist der Diener Gottes Johannes Paul II., der an diesem Ort in besonderer Weise spricht.
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